Krakakoa ist ein junges indonesisches Schokoladenunternehmen, das nach den Prinzipien des Farmer-to-Bar Modells Gourmet-Schokoladen aus fair und direkt gehandelten Kakaobohnen in Indonesien produziert. Nebenbei ist Indonesien das drittgrößte Kakaoerzeugerland der Welt. Das Besondere an Sabrina Mutapo's und Simon Wright's 2013 entstandener Geschäftsidee, die zuerst unter dem Namen "Kakoa Chocolate" bekannt war, sind 2-monatige Schulungsprogramme für alle teilnehmenden Kakaobauern zu Beginn der Partnerschaft. Auf diese Weise erlernen die Farmer nachhaltige und gleichzeitig effektive Anbaumethoden (Kakaopflege, Erntemethoden, Nachernteverfahren), die für die aromatische Qualität der Kakaobohnen entscheidend sind. Nachdem die Bauern die Anbau-Workshops absolviert haben, werden sie anschließend kostenfrei mit Landwirtschaftswerkzeug ausgestattet und erhalten kontinuierliche Unterstützungsmaßnahmen von Trainern.
Zurzeit bezieht das Unternehmen den größten Teil der Kakaobohnen aus der Provinz Lampung, die sich im Süden der Insel Sumatra befindet. Sabrina Mutapo's Vater stammt aus dieser Region, so hat sie dort familiäre Wurzeln und folglich geschäftliche Vorteile durch die örtliche Bindung. Außerdem wird mit Bauern aus vier anderen Inselregionen Indonesiens (Sumatra, Borneo, Sulawesi, Bali) vor Ort eng zusammengearbeitet. Der Produktionsfokus liegt auf dunklen Single-Origin-Schokoladen, die aus Kakaobohnen aus den oben genannten indonesischen Inseln in einer Schokoladenfabrik vor Ort hergestellt werden. Zwei Herkunftsschokoladen erhielten (Sumatra Sedayu 70%, Saludengen Sulawesi 75%) eine Bronze- und Silber-Auszeichnung bei den "Chocolate Academy Awards 2017". Aber auch einige ihrer veredelten Sorten, die mit unterschiedlichen Ingredienzen kombiniert werden, wurden im Rahmen dieses international anerkannten Schokoladenwettbewerbs ausgezeichnet. Die Herstellungsweise beruht auf einer puristischen Rohstoffauswahl ohne jegliche künstliche Zusätze oder Emulgatoren. So bestehen die dunklen Feinschmecker-Schokoladen verständlicherweise nur aus Kakaobohnen, Rohrzucker und ein bisschen zusätzlicher Kakaobutter.
Faire Wertschöpfungskette durch soziale Schokoladenproduktion in Indonesien
Co-Firmengründerin Sabrina Mutapo, die internationale Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sowie Lebensmittelwissenschaften studiert hat, war vorher sechs Jahre lang im Bereich Unternehmensberatung bei McKinsey tätig gewesen. Dementsprechend war die junge Frau insbesondere zu Beginn ihres neuen sozial ausgerichteten Schokoladenabenteuers unerfahren in praktischer Kooperationsarbeit und daher im Kontakt mit den Landwirten mit diversen Herausforderungen konfrontiert. Dies betraf vor allem vorerst nur mühselig vorankommende Fortschritte, die Kakaobauern von einer gemeinsamen Zusammenarbeit zu überzeugen, die mit höheren Lebensstandards, entscheidend höheren Kakaopreisen (mindestens das Zweifache des Weltmarktpreises) und qualitativeren Kakaobohnen einhergeht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten meisterte die Indonesierin ihre Überzeugungsarbeit mit Erfolg. Unterstützung erhielt sie bei der Unternehmensentwicklung von Anfang an von ihrem Kollegen und Mitgründer Simon Wright, der beim gleichen Arbeitgeber angestellt war. Mittlerweile sind mehr als 160 Kakaobauern, die über 200 Hektar große Anbauflächen besitzen, in das indonesische Schokoladenprojekt involviert, das auf ökologischen und sozial fairen Prinzipien beruht. Sie alle haben ihre Kakaoanbau-Schulungen erfolgreich absolviert.
Die Unternehmenszentrale befindet sich in Jakarta, Indonesiens Hauptstadt. Dort hat sich Sabrina Mutapo ein mehrköpfiges Mitarbeiter-Team aufgebaut, das sie bei den komplexen und vielfältigen Aufgaben unter anderem in der Organisation, im Marketing oder in der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt.
Da die dunklen Herkunftsschokoladen von Krakakoa seit Frühjahr 2018 auch in Deutschland im Onlineshop des Leipziger Schokoladenspezialgeschäfts "Feine Schokolade" erhältlich sind, so hatte ich die Gelegenheit alle vier indonesischen Sorten zu probieren. Eine 50-Gramm Tafel kostet 5, 80 Euro, was unter Berücksichtigung aller zuvor erwähnten sozial-ökologischen Faktoren und der größeren Wertschöpfungskette durch die Produktion vor Ort plausibel ist. Indonesischer Kakao hat im Allgemeinen den Ruf, einen dominante Rauchgeschmack zu haben, weil in den regnerischen Gegebieten die Kakaobohnen anstatt in der Sonne oft mithilfe von Feuer getrocknet werden. Dem ist aber nicht so bei den Schokoladen von Krakakoa. Die Kakaobauern trocknen ihren Kakao ganz natürlich in der Sonne, was die Geschmacksentfaltung der Bohnen neben der Fermentation ebenso positiv beeinflusst. Alle von mir getesteten Sorten waren gut gelungen und rassig-fruchtig in aromatischer Hinsicht. Sie zeigen sehr aufschlussreich die geschmackliche Kakaovielfalt, die die vielen Inseln Indonesiens zu bieten haben.
Im Folgenden gebe ich meine persönliche Meinung (Punktebewertung) zu den vier dunklen Krakakoa-Schokoladen, die einen aus meiner Sicht repräsentativen Überblick und Gesamteindruck zu den terroirespezifischen Aromenunterschieden Indonesiens verschaffen:
Dunkle Single-Origin Schokoladen von Krakakoa im Geschmackstest
(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte
(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte
(C) Optik: 3 / 3 Punkte
(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte
(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte
(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte
(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte
Sedayu Sumatra 70%
MHD 01/12/2019, Charge S050SM1710
Kakaoherkunft: (Süd-)Sumatra, Region des Bukit Barisan Selatan Nationalparks, Sedayu (Dorf)
Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Selektion
A) Duftaromen: Rauchschinken, Fruchtanklänge, würzige Noten 14/18
B) Geschmacksaromen: würzig-karamellig, süße Gewürzemischung, Waldhonig, intensive Noten fermentierter und roter Früchte, dezent rauchiger Beigeschmack 43/48
C) sehr gut 3/3
D) feinschmelzend 3/3
E) Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18
F) sehr gut: tree-to-bar; größere und nachhaltigere sozioökonomische Wertschöpfung durch Zusammenarbeit und Produktion im Anbauland 4/4
G) Gesamteindruck 6/6
Gesamtpunkte: 91/100
Fazit: Obwohl diese Sorte einen rauchigen Beigeschmack hat, der aber nur dezent in Erscheinung tritt, kommen besonders würzig-fruchtige Aromen mit einem Honig-Akzent zur Geltung.
Lidung Kemenci Kalimantan 75%
MHD 01/12/2019, Charge S050KM1707
Kakaoherkunft: Indonesien, Insel Borneo in Ostregion, Stadt Malinau, Lidung Kemenci; Kakaobauern-Kooperativen
Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Selektion
A) Duftaromen: nussig, karamellig, leicht fruchtig 14/18
B) Geschmacksaromen: nussig, Karamell, dezente Kaffeenoten, Fruchtaromen: gezuckerte Schattenmorellen, Aprikosen 44/48
C) sehr gut 3/3
D) feinschmelzend 3/3
E) Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18
F) sehr gut: tree-to-bar; größere und nachhaltigere sozioökonomische Wertschöpfung durch Zusammenarbeit und Produktion im Anbauland 4/4
G) Gesamteindruck 6/6
Gesamtpunkte: 92/100
Fazit: Persönlich gefällt mir diese Krakakoa-Schokolade am besten: Neben angenehmen Nuss-, Karamell- und Kaffeenoten punktet sie vor allem mit interessanten Fruchtaromen, die an Schattenmorellen und Aprikosen erinnern.
Saludengen Sulawesi 75%
MHD 01/12/2019, Charge S050SW1708
Kakaoherkunft: Indoneseien, West-Sulawesi (Insel), Dorf Saludengen; Kakaobauern-Kooperativen
Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Selektion
A) Duftaromen; fruchtbetont: fermentieret rote Früchte, Kirschen; süße Gewürze 14/18
B) Geschmacksaromen: nussig, fermentierte Fruchtanklänge, würzige Noten, Schwarzteenote 42/48
C) sehr gut 3/3
D) feinschmelzend 3/3
E) Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18
F) sehr gut: tree-to-bar; größere und nachhaltigere sozioökonomische Wertschöpfung durch Zusammenarbeit und Produktion im Anbauland 4/4
G) Gesamteindruck 6/6
Gesamtpunkte: 90/100
Fazit: Auch diese Schokolade bietet intensive Aromen - hier sind es fermentierte Früchte mit würzigen Anklängen und einer Schwarzteenote.
Pulukan Bali 85%
MHD 01/12/2019, Charge S050BL1708
Kakaoherkunft: (West-)Bali, Jembrana-Regenwald
Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Selektion
A) Duftaromen: fermentiert-fruchtig: rote Früchte, würzig 14/18
B) Geschmacksaromen: süße Gewürzemischung, nussige Anklänge, intensives Kirscharoma, roter Früchte-Mix, fermentierte Fruchtanklänge, dezente Rotwein-Note 43/48
C) sehr gut 3/3
D) feinschmelzend 3/3
E) Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18
F) sehr gut: tree-to-bar; größere und nachhaltigere sozioökonomische Wertschöpfung durch Zusammenarbeit und Produktion im Anbauland 4/4
G) Gesamteindruck 6/6
Gesamtpunkte: 91/100
Fazit: Trotz des hohen Kakaogehalts ist diese Schokolade recht mild und wenig bitter. Sie verfügt über ein komplexes Aromenprofil von süßen Gewürzen, Kirschen und roten und fermentierten Fruchtanklängen.
Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladenblogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.
Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann. Aktuell ist mir nur ein Händler in Deutschland bekannt, der die Schokoladen von Krakakoa verkauft - das von Cornelia Dressler geführte Schokoladengeschäft "Feine Schokolade" in Leipzig.