Noch immer ist Schokoladenherstellung direkt im Kakaoanbauland im Gegensatz zum Weinbau eine Seltenheit. Was Peru betrifft, bricht als eine der ersten im Jahr 2009 dieses Tabu Lisi Montoya in ihrem Heimatland. Die vorher in der Tourismusbranche tätige Unternehmerin gründete die Schokoladenmanufaktur "Shattell", die sich auf auf ökologische Single-Origin-Schokoladen aus den besten und ursprünglichsten Kakaosorten Perus spezialisiert hat.
Alle Herstellungsschritte erfolgen mit viel Handarbeit und in kleinen Chargen in der familiengeführten Firma bean-to-bar - d. h. von der rohen Kakaobohne bis zur fertigen Schokoladentafel. Wegen der Nähe zu den Kakaoanbaugebieten sieht sich Lisi Montoya umso mehr in der Pflicht, direkt und fair mit den Kakaobauern zusammenzuarbeiten. Die kooperierenden Bauern-Kooperativen erhalten für die Kultivierung der Edelkakaobohnen rund das Dreifache des Weltmarktpreises. Viele der Farmer mussten vorher illegal Koka-Anbau betreiben, was durch die sozioökonomisch und ökologisch nachhaltige Zusammenarbeit mit "Shattell" nicht mehr notwendig ist. Das Schokoladenunternehmen berät ebenso ihre weiblichen und männlichen Kakaobauern in den verschiedensten Bereichen, die nachhaltige Kakaoanbaumethoden betreffen und veranlasst aktiv unterstützende Maßnahmen, die zu einer Qualitätsverbesserung der Kakaobohnen verhelfen.
Lisi Montoya - Aktive Frauenstärkung im Kakao-Sektor
Als erste Schokoladenherstellerin hat die Peruanerin an dem Projekt "RokBar" teilgenommen. Diese Initiative setzt sich dafür ein, dass Frauen gleichberechtigt in der gesamten Kakao-Wertschöpfungskette sowohl beim Kakaoanbau als auch bei der Schokoladenproduktion ohne wirtschaftliche und soziale Einschränkungen profitieren können. Denn Peru gilt noch immer als ein Land, wo Frauen sehr oft durch Misshandlung und Gewalt diskriminert werden. Aus diesem Grund unterstützt die Schokoladenmacherin verstärkt Kakaobäuerinnen, mit denen sie gleichzeitig direkte Partnerschaften pflegt. Eine angemessene Bezahlung für die Arbeit der Frauen ist daher unabdingbar.
Motto von "Shattell": "Gute Schokolade wird in der Natur auf dem Feld geboren"
Da Peru, was die Kakaosorten-Vielfalt und den Schutz von besonders seltenen und alten Sorten betrifft, zu den weltweit führenden Kakaoländern gehört, ist es nicht verwunderlich, dass den Schokoladenprodukten von "Shattell" auch auf internationaler Ebene eine bemerkenswert hohe Anerkennung gebührt. Auf den letzten "International Chocolate Awards" im Jahr 2017 gewann das kleine Schokoladenunternehmen zahlreiche Gold-Auszeichnungen in mehreren Kategorien wie z. B. in den Bereichen vorbildlicher Bio-Anbau, direkter Handel, Förderung von landesinterner Schokoladenproduktion und von Kakaoanbau im Ursprungsland. Darüber hinaus wurde Montoya's 70-prozentige Chuncho-Schokolade zur weltbesten Schokolade und ihr Kleinunternehmen zur ebenfalls in dieser Hinsicht vorbildhaftesten Schokoladenmanufaktur gekürt. Was den Geschmack der Chuncho 70% von Shattell und die unternehmerische Qualität in der Gesamtheit anbelangt, lag die Jury auf so richtig wie schon lange nicht mehr. Nachdem ich selbst vor kurzem diese Schokolade probiert habe, war auch ich auf Anhieb beeindruckt von ihren intensiven und zugleich vielschichtigen Fruchtaromen.
Weltmeister-Schokolade dank ältester Kakaosorte der Welt?
Chuncho-Kakao, der im Urubamba-Tal in Perus Region Cusco wächst, ist keine gewöhnliche Sorte. Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge soll es sich vielleicht um den ältesten Kakao der Welt handeln, von der alle Kakaosorten der Erde abstammen. Matsiguenga-Indianer bauten ihn an diesem Ort schon vor Hunderten von Jahren an. Erst vor wenigen Jahren wurde der "Chuncho" wiederentdeckt und Kakaobauern vor Ort schenken dieser seltenen Kostbarkeit wieder mehr Beachtung.
Neben der preisgekrönten Chuncho-Schokolade werden in der Werkstatt von Lisi Montoya noch weitere Ursprungsschokoladen aus anderen Regionen dieses Landes und Sorten mit unterschiedlichen Kakaogehalten zwischen 70 und 100 Prozent hergestellt. Eine 70-Gramm Tafel kostet beim zurzeit noch einzigen deutschlandweiten Anbieter "chocolat-de-luxe" 6, 90 Euro. Im Sortiment von Shattell gibt es außerdem kakaointensive Milchschokoladen, gefüllte Pralinen und Schokoladen mit zusätzlichen Ingredienzen wie Chia-Samen, Quinoa, Meersalz oder der landestypischen Sacha Inchi-Bergnuss, die durch ihren bemerkenswert hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren über eine für den Menschen besonders gesundheitsfördernde Fettzusammensetzung verfügt.
Schokoladentest: Chuncho 70% - Ursprungsschokolade
(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte
(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte
(C) Optik: 3 / 3 Punkte
(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte
(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte
(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte
(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte
Shattell - Peru Chuncho 70%
MHD 20/05/2019, Charge 00708-17
Kakaoherkunft: Peru, Region Cusco, Urubamba-Tal, Kakaobauern-Kooperative
Kakaovarietät: Chuncho
A) Duftaromen: intensiver Fruchtmix - süße Pflaumen, Kirschen mit fruchbetont alkoholischen Anklängen 15/18
B) Geschmacksaromen: leicht nussig, Karamell, blumige Noten mit Sahne, intensive Fruchtaromen (Himbeeren, Erdbeeren, Pflaumen, Kirschen, Bananen, Passionsfrucht), langanhaltende Fruchtigkeit im Abgang 46/48
C) sehr gut 3/3
D) feinschmelzend 3/3
E) Kakaomasse, Rohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18
F) sehr gut: Bio-Qualität, fair gehandelt; vorbildliches Engagement als landesinternes Unternehmen direkt in Peru, großes Engagement und sehr gute Zusammenarbeit mit Bäuerinnen und Bauern vor Ort 4/4
G) Gesamteindruck 6/6
Gesamtpunkte: 95/100
Fazit: Da der seltene und sehr alte Chuncho-Kakao, der im Urubamba-Tal in der peruanischen Region Cusco heimisch ist, nur in begrenzten Mengen verfügbar ist, wird diese spezielle Ur-Sorte von nicht vielen Chocolatiers zur Gourmet-Schokoladenherstellung verwendet. Dass es sich um einen aromatisch besonders hochwertigen Kakao handelt, beweisen auch die wenigen anderen Schokoladenunternehmen, die damit arbeiten, sehr gut. Bisher bin ich nämlich auf keine einzige Chuncho-Schokolade eines anderen Herstellers gestoßen, die mich geschmacklich nicht überzeugt hätte. In diesem Zusammenhang wären zum Beispiel die hervorragenden Schokoladen von "Zotter" oder "Peru Puro" zu nennen. Das Gleiche betrifft auch das Produkt von Shattell, das eine intensive und vielschichtige Fruchtigkeit besitzt. Die nach süßen Pflaumen und leicht alkoholisch wirkenden Kirschen herrlich duftende Interpretation entfaltet im Gaumen nach anfänglichen Nuss-Karamellnoten und dezenten Blumen-Akzenten sehr starke Fruchtaromen von Himbeeren, Erdbeeren, Pflaumen, Kirschen, Bananen und Passionsfrucht. Ein fruchtiger Nachgeschmack bleibt noch lange erhalten. Da die Konkurrenz nicht schläft, gibt es selbstverständlich auch vergleichbar aromareiche und vollmundige Schokoladen anderer Produzenten mit nicht unbedingt denselben Bohnen. Die Chuncho-Interpretation von Frau Montoya bleibt aber eine unvergessliche Kakao-Delikatesse. Die Auszeichnung als weltbeste dunkle Schokolade bei den International Chocolate Awards 2017 hat sie sich verdient. Auf den Wettbewerb bezogen wäre spannend zu erfahren, ob es sich um die gleiche Charge und die gleiche Kakaoernte handelt, die ich probiert habe.
Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladenblogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.
Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann. Aktuell sind die Shattell-Shocoladen von Lisi Montoya deutschlandweit nur über den Onlineshop des Schokoladenspezialgeschäfts "chocolat-de-luxe" erhältlich.