Edelmond - Feine Bean-to-Bar Roh-Schokoladen aus Luckau

Noch immer gibt es in Deutschland wenige qualitätsbewusste Schokoladenhersteller, die nach den ambitionierten Prinzipien des Bean-to-Bar Konzepts freiwillig und mit großer Überzeugung arbeiten. Dazu gehört die familiengeführte Schokoladenmanufaktur "Edelmond", die seit einigen Jahren im Süden Brandenburgs, in Luckau unweit des Spreewalds, hocharomatische und pure Dunkelschokoladen ohne chemische Zusätze oder Emulgatoren herstellt.

Beginnend ab der rohen Kakaobohne bis zum fertigen Produkt werden ausschließlich hochwertige und fair gehandelte Kakaobohnen aus der Dominikanischen Republik, meistens in Bio-Qualität, (auch die ohne offiziellem Bio-Zertifikat versehenen Raritäten-Kakaos aus Venezuela, die Edelmond verwendet, werden in der Regel ökologisch bzw. mit natürlichen Regenwald-Methoden angebaut) noch mit viel Handarbeit verarbeitet. Sogar eine Galileo-Sendung auf Pro7 thematisierte im Jahr 2016 die von Edelmond praktizierte Herstellungsweise und dessen Unterschiede zur Industrieschokolade. Die sehenswerte Schoko-Reportage kann man sich auf Youtube anschauen.

Die Besonderheit des Unternehmens, welches vom Ehepaar Lyudmyla und Thomas Michel auf einem ehemaligen Vierseithof gegründet wurde, ist der Fokus auf Rohschokoladen bzw. minimal verarbeiteten Schokoladen. Das bedeutet, dass während der gesamten Kakao-Verarbeitung der Schritt des Röstens bewusst weggelassen wird. Die Idee dahinter: Gerade durch den gezielten Verzicht der Röstung sollen die in den Kakaobohnen enthaltenen Aromen intensiver und geschmackvoller zur Geltung kommen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit gehört "Edelmond" nach wie vor zu den wenigen mutigen Schokoladenproduzenten, die sich trauen, dieses noch wenig verbreitete und umstrittene Roh-Schokoladen-Konzept zu realisieren. Denn der Großteil der weltweit besten und renommiertesten Gourmet-Schokoladenproduzenten vertraut weiterhin der beim Röstvorgang entstehenden Maillard-Reaktion und der hierdurch vorteilhaften Aromenentfaltung. Dass aus schonend und langsam gerösteten Kakaobohnen geschmacklich hervorragende Schokoladen entstehen, ist sowieso selbstverständlich und bis dato nahezu ein Goldstandard in der weltweiten Bean-to-Bar Szene. "Edelmond" demonstriert allerdings vergleichbar eindrucksvoll wie beispielsweise das norditalienische Kleinunternehmen "Aruntam" von Pia Rivera, dass ebenfalls Dunkelschokoladen aus ungeröstetem Kakao mit nur ein bisschen Zucker sehr aromatisch und gleichzeitig erstaunlich mild schmecken können. Das Rezept für diese hohe geschmackliche Qualität beruht eigentlich vor allem auf zwei essenziellen Faktoren, die miteinander bestmöglich in Einklang gebracht werden müssen: "Hochqualitative Rohstoffe aus nachhaltigem Anbau" (Kakao, Zucker etc.) und "viel Zeit". Das klingt zwar einfach, ist aber leichter gesagt als getan. Die Herstellung erfordert nämlich überdurchschnittlich viel zeitlichen Aufwand sowie technisches und organoleptisches Know-how.

Bean-to-Bar Produktion bei "Edelmond" im brandenburgischen Luckau:

- Lyudmyla und Thomas Michel bei der Schokoladenherstellung/Kakaoröstung (oben)

- Chocolatiere und Produktionsleiterin Kristin Kunze beim Tafelgießen (unten links),

   Melangeur mit Kakaomasse im Einsatz (unten rechts):

Historische Schokoladenrezepte ohne Schnickschnack mit Fairtrade-Kakao und seltenen Edelkakaos aus Venezuela

Mit historischen und selbst gebauten Maschinen werden die Kakaobohnen in der Regel mit nur einer geringen Menge Zucker nach altbewährten Rezepten (ca. 1910) wie vor hundert Jahren und mit viel Liebe hergestellt. Dabei wird der Kakao zwei bis drei Tage (ca. 50 Stunden) im Melangeur feingewalzt. Die meisten Schokoladen werden mit Kokosblütenzucker gesüßt, bestimmte Sorten aber auch mit Rohrzucker oder Zuckeraustauschstoffen wie Birkenzucker oder Erythrit. Auf eine zusätzliche Kakaobutter-Zugabe wird bei fast allen Produkten (außer bei den dunklen Milchschokoladen) über 70% Kakao bewusst verzichtet. Die Gründe liegen klar auf der Hand: die Hervorherbung der positiven, kakaospezifischen Aromen steht an erster Stelle.

Für das klassische Standard-Sortiment kommt meistens biologischer Fairtrade-Kakao aus der Dominikanischen Republik zum Einsatz. Für den Fairtrade-Kakao von der karibischen Insel zahlt Thomas Michel freiwillig 40 Prozent mehr. Der finanzielle Aufschlag geht direkt an die Bauern der Kooperative - sozioökonomisch gesehen ein menschen- und umweltfreundliches Handelsverhalten. In genauen Zahlen ausgedrückt handelt es sich um Preise zwischen 4500 und 9000 Dollar pro Tonne Kakao. Die von Edelmond praktizierten Maßnahmen beim Kakaoeinkauf zeigen uns umso deutlicher, wie wert- und sinnlos das Fairtrade-Siegel wirklich ist. Darüber hinaus kauft Edelmond in geringen Mengen auch seltene Criollo-Kakaosorten aus begehrten Regionen Venezuelas ein (aktuell bis zu 17.000 Dollar pro Tonne für den besten Kakao) wie z. B. aus Guasare, Ocumare oder aus dem im tropischen Urwald gelegenen Orinoco-Quellgebiet, das von indigenen Kakaobauern bewohnt wird. Sogar den berühmten Chuncho-Kakao aus Peru verarbeitet die brandenburgische Schokoladenmanufaktur zu Schokolade in zwei Varianten.

Das Unternehmen hat auch eine besondere Vorliebe für 100%-Schokoladen, die nur aus fein gewalzten Kakaobohnen bestehen. So produziert Edelmond aus mehreren Edelkakao-Varietäten eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten (der Großteil roh, aber auch sanft geröstet) - sowohl in purer Form als Tafel als auch als Überzug oder in Kombination mit Marzipankonfekt, Nüssen und Trockenfrüchten.

Edelschokolade aus unfermentiertem Bio-Kakao in Planung

In naher Zukunft soll es, wie ich von Thomas Michel persönlich erfahren habe, eine neue Schokoladenkreation aus unfermentiertem Kakao in Bio-Qualität geben. Der erfolgreiche Einsatz von nur geringfügig oder überhaupt nicht fermentierten Edelkakaobohnen in Feinschmecker-Schokoladen ist zwar weiterhin kaum anzutreffen, allerdings längst kein Novum mehr. Mit wenig sowie mit nicht fermentierten Kakaobohnen hat bereits die Berliner Schokoladenmanufaktur "Belyzium" herumexperimentiert - und die geschmacklichen Ergebnisse sind beachtlich. Auch der international erfolgreiche Schokoladenhersteller Friis-Holm aus Dänemark produziert seit einigen Jahren eine besonders aromatische 70%-Nicaragua-Schokolade mit kaum fermentiertem Rugoso-Edelkakao. Dass auch "Edelmond" in Kürze eine Ursprungsschokolade aus unfermentierten Kakaobohnen fertigen wird, lässt auf ein gutes Geschmacksresultat hoffen, zumal das Unternehmen bei der Verarbeitung sehr gewissenhaft und akkurat vorgeht. Woher der Kakao stammt und um welche Varietät es sich handelt, ist mir aber noch nicht bekannt.

Edelmond-Spezialität:

Hochprozentige Milchschokoladen mit aromatischen Kakaosorten

Edelmond hat sich auch einen Namen mit seinen einzigartigen Milchschokoladen gemacht. Diese verfügen über einen überdurchschnittlich hohen Kakaoanteil zwischen 72 und 81 Prozent. Hierzu werden geröstete Kakaobohnen verwendet. Wegen des derartig hohen Kakaogehalts enthalten die besonderen Schoko-Delikatessen abgesehen vom im Milchpulver natürlich vorhandenen Milchzucker sogar deutlich weniger Zucker als klassische 70- oder 80-prozentige milchfreie Dunkelschokoladen. Umso mehr spielen in den hochprozentigen Milchschokoladen die Aromen des Kakaos eine gewichtige Rolle. Die vom Milchpulver herrührenden milchig-karamelligen Anklänge kommen vielmehr als verfeinernde Nebenaromen nur dezent zur Geltung.

Neben den Schokoladen werden in der Edelmond-Manufaktur in Luckau auch andere süße Produkte wie Trinkschokolade oder unterschiedliche Konfekt-Variationen mit selbstgemachtem Marzipan oder Nougat und noch vieles mehr hergestellt. Selbstverständlich werden auch alle Konfekte und Pralinen mit der eigenen Bean-to-Bar produzierten Schokolade überzogen.

Was die Rohstoffbeschaffung betrifft, so bemüht sich das Unternehmen, abgesehen vom Kakao, möglichst alle restlichen Zutaten aus regionaler Herkunft zu beziehen und nachhaltig zu wirtschaften. Die Milch für die Milchschokoladen stammt z. B. von der aus unmittelbarer Nähe kommenden Gläsernen Bio-Molkerei in Münchehofe.

Persönlich habe ich schon öfter über die letzten Jahre hinweg regelmäßig verschiedene Schokoladensorten von Edelmond probiert. In aromatischer Hinsicht handelt es sich sowohl bei den rohen Dunkelschokoladen als auch bei den kakaointensiven Milchvarianten um in jeder Hinsicht vorbildlich gemachte Feinschmecker-Produkte mit Nostalgie-Charme. Das Ergebnis sind je nach Kakaosorte, Zuckeranteil oder Zusätzen wie Milchpulver etc. aromatisch interessant und kaum bitter schmeckende Schokoladen, die vor allem von feinen nussig-malzigen, karamelligen und dezent fruchtigen Aromen getragen werden. Lustigerweise warnt der deutsche Feinschmecker-Schokoladenhersteller explizit seine Kunden vor einer kräftigen Bitterkeit insbesondere bei den über 80-prozentigen Produkten, obwohl meiner Meinung nach sogar die Schokoladen jenseits der 90-Prozent-Marke trotz des sehr geringen Zukeranteils nur sehr schwache Bitteranteile enthalten, die man eher als mild-elegant bezeichnen sollte.

Edelmond betreibt einen eigenen organisatorisch und logistisch einwandfrei funktionierenden Online-Shop, sodass das gesamte Sortiment deutschlandweit sehr gut erhältlich ist und daher besonders schnell zu Hause ankommt.

Edelmond - Bilder-Impressionen:

- Historisches Schokoladen-Handbuch (oben links und rechts),

- selbstgemachtes Marzipan-Konfekt (mittig links), Chocolatiere Kristin Kunze bei handgemachter  Pralinenherstellung (mittig rechts) 

- Kakaosäcke mit Bio-/Fairtrade-Hispaniola-Kakao von der Kooperative CONACADO aus der Dominikanischen Republik (unten links), Co-Unternehmensgründerin Lyudmyla Michel während der Schokoladenherstellung im Melangeur (unten rechts):

Dunkle Single-Origin Schokoladen von "Edelmond" im Geschmackstest

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

Fazit: Die 80-prozentige Rohschokolade von Edelmond gehört meines Erachtens zu den Klassikern der Schokoladenmanufaktur aus Luckau. Deshalb ist sie auch perfekt zum Kennenlernen des charakteristischen Produktionsstils der Familie Michel geeignet. Gleichzeitig ist es die deale Einsteigerschokolade, wenn man in die Welt der hochprozentigen Schokoladen aus rohen Kakaobohnen eintauchen möchte. Denn sie ist deutlich milder und süßer im Geschmack als man es bei 80 Prozent Kakao vermuten würde. Erklärbar ist ihr mildes Aromenprofil zum einen durch den mindestens 2 Tage dauernden Walzprozess im Melangeur, währenddessen sicherlich die unerwünschten Fehlaromen komplett wegconchiert werden. Zum anderen verfügen die ökologischen Kakaobohnen von der Bauern-Kooperative Conacado aus der Dominikanischen Republik über einen guten Ruf, hohe Qualität mit Quantität gut miteinander in Einklang zu bringen, was ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis bedeutet. Nicht ohne Grund beziehen diesen Kakao in größeren Mengen sogar viele deutlich größere Private-Label-Schokoladenproduzenten in Europa wie "Weinrich" in Deutschland, "Chocolats Halba" oder "Maestrani" aus der Schweiz. Anhand der Edelmond-Schokolade schmeckt man auch sehr klar, welch großen Unterschied die alleinige Kakao-Verarbeitung bis zur fertigen Tafel ausmachen kann - bei der gleichen Kakaosorte aus dem gleichen Anbauland. Im Vergleich zu den inzwischen in großen Massen produzierten Bio-Schokoladen für Supermärkte, Discounter und Drogeriegeschäfte, die mit wenigen Ausnahmen oft einfacher und langweiliger schmecken, besitzt das Produkt von Edelmond einen aromatisch tiefgreifenderen Charakter. Denn obwohl die Bio-Kakaobohnen aus der Dominikanischen Republik durch langjährige Erfahrung von "Conacado" höchstwahrscheinlich ohnehin eine konstante und solide Qualität bieten, gibt es zweifellos auch viele aromatisch interessantere Kakao-Anbaugebiete. Umso lobenswerter ist das bemerkenswert positive Geschmacksergebnis, welches der brandenburgische Kleinhersteller aus diesen Bohnen mit seinen Methoden herauslockt. Aromatisch betrachtet handelt es sich meiner Meinung nach zwar nicht unbedingt um die beste bzw. komplexeste Schokolade aus dem Edelmond-Sortiment, aber sie erfüllt ihre Aufgabe als milde Kakaostudie exzellent mit ihren elegant ausbalancierten nussig-karamelligen, würzigen und fruchtigen Noten. Jeder Schokoladen-Aficionado, der sie noch nicht kennt, sollte sie unbedingt probiert haben.

Edelmond - Venezuela Criollo Ocumare 91%

MHD Charge 19/12/2019

Kakaoherkunft: Venezuela, Region Ocumare de la Costa, örtliche Bauern-Kooperativen

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Selektion (v. a. Criollo)

A) Duftaromen: geröstete Nüsse mit Karamellakzent, intensive Fruchtigkeit (Zitrusfrüchte, Mandarinen) 14/18

B) Geschmacksaromen: sehr mild, kaum bitter, zuerst rahmige Nussnoten, Waffelnoten mit Karamell-Akzent, dezente Kaffee-Anklänge. würzige Noten von Umami, Parika und Pfeffer, ausdrucksstarke Fuchtaromen (Zitronen, Limetten, Mandarinen) Abgang würzig-fruchtig und dezent adstringierend, nussiger Nachgeschmack 44/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaobohnen, getrockneter Kokosblütennektar: sehr gut 18/18

F) sehr gut: vorbildliche Herstellungsweise im Bean-to-Bar Bereich, nachhaltiges Engagement und direkte Zusammenarbeit mit Kakaopartner, seltener Edelkakao aus Venezuela 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 92/100

Fazit: Trotz des hohen Kakaoanteils von satten 91 Prozent ist die besondere Ocumare-Schokolade äußerst mild im Geschmack, was im Falle von Edelmond keine Überraschung mehr ist, wo sich das Unternehmen sowieso vor allem besonders auf hochprozentige Ursprungs-Schokoladen spezialisiert. Meinen Informationen zufolge sollen die hierin eingesetzten seltenen Criollo-Kakaobohnen von einer Bauern-Kooperative aus der venezolanischen Region Ocumare stammen. Diese Information, obwohl sie relativ unpräzise ist, ist im Falle von Venezuela eine bedeutende Erkenntnis für mich als Schokoladenjäger. Denn im Vergleich zu den vielen anderen Ländern Süd- und Zentralamerikas, die trotz ihrer eigenen Probleme nichtsdestotrotz liberaler und transparenter hinsichtlich Kommunikation zu sein scheinen, befindet sich Venezuela politisch in einer besonders heiklen Lage.

Die Ocumare-Schokolade punktet mit ihren nussigen Waffelnoten, die von Rahm, Karamell, Kaffee und würzigen Pfeffer- und Paprika-Akzenten unterstützt wird. Die im späteren Verlauf in den Vordergrund rückende zitrusartige Fruchtigkeit harmoniert sehr gelungen mit einer äußerst interessanten Würze, die stark an Umami erinnert. Dass die Kakaobohnen für diese Schokolade nicht geröstet wurden, ist kaum zu erraten, wenn man es im Vorfeld nicht weiß - soll heißen, eine vorzüglich gemachte Delikatesse ist es in der Tat. Hand auf Herz, auch diese Schokolade kann ich jedem weiterempfehlen, wer es mal weniger süß, aber feinaromatisch haben möchte, ohne starke Bitternoten befürchten zu müssen.

Edelmond - Venezuela Guasare Vollmilch 81%

MHD Charge 18/10/2019

Kakaoherkunft: Nordwesten Venezuelas, Region am Rio Guasare, örtliche Bauern-Kooperativen

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Selektion (v. a. Criollo)

A) Duftaromen: intensive Milchkaramellnoten mit Nougat- und Waffel-Akzenten, leichte Fruchtnoten (Zitrusfrüchte) 14/18

B) Geschmacksaromen: sehr mild und kaum bitter, zu Beginn milchig-sahnige Kakaonoten, ausdrucksstarkes Waffelaroma mit Noten von sahnigem Milchkaramell, Nougat und dezenten Gewürz-Anklängen (v. a. Zimt), leichte Zitrusfrucht-Akzente, nussig-würziger Abgang, langanhaltender nussig-milchiger Nachgeschmack mit Würze 44/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Criollo-Kakaobohnen, Milchpulver, Kokosnektar, Kakaobutter: sehr gut 18/18

F) sehr gut: vorbildliche Herstellungsweise im Bean-to-Bar Bereich, nachhaltiges Engagement und direkte Zusammenarbeit mit Kakaopartner, seltener Edelkakao aus Venezuela 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 92/100

Fazit: In qualitativer und aromatischer Hinsicht ist diese besonders hochprozentige Guasare-Milchschokolade auf einem vergleichbaren Niveau wie die soeben vorgestellte 91%-Ocumare. Die Schokolade verfügt über feine würzig-nussige Waffelnoten sowie nussige Nougat-Akzente. Durch das hinzugefügte Milchpulver erhält sie zusätzlich einen sahnigen Milchkaramell-Charakter, der sehr elegant und dezent als Nebenaroma zur Geltung kommt. Die hier vorherrschenden Gewürz-Akzente kommen besonders in Form von süßlichem Zimt zum Tragen. Auch ist sie leicht fruchtig mit Noten von Zitrusfrüchten. Criollo-Kakao aus der Region Guasare gehört zu den seltensten und schwer verfügbarsten Sorten überhaupt, sodass nur wenige Schokoladenhersteller weltweit sich die Mühe machen, an diese Kakaobohnen heranzukommen. Angebaut wird auch dieser Kakao von einer Bauern-Kooperative, und nicht auf einer einzelnen Plantage. Eine derart rare Kakao-Varietät in eine Milchschokolade mit sehr viel Kakao und nur 9 Prozent Kokosblütenzucker zu verpacken, ist meiner Meinung nach ein mutiges, aber zum Glück aromatisch vorzüglich gelungenes Edelmond-Experiment.

Edelmond - Venezuela Guasare Criollo 100%

MHD Charge o9/12/2019

Kakaoherkunft: Nordwesten Venezuelas, Gebiet um Rio Guasare, örtliche Bauern-Kooperativen

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Selektion (v. a. Criollo)

A) Duftaromen: intensive Fruchtaromen (Zitrusfrüchte, Tropenfrüchte, dezente Fermentationsanklänge), Noten von Kaffee, Nüssen und Karamell 14/18

B) Geschmacksaromen: zu Beginn salzig und holzige Noten (Salzbrezel-Eindruck), malzige und karamellige Akzente, nussig-malziger Hauptteil mit Noten von Brot, Salz und dezenten Zitrusfrucht-Anklängen, tanniniger und salzbetonter Abgang, Nachgeschmack leicht kaffeig und salzig 43/48

C) sehr gut 3/3

D) feinschmelzend 3/3

E) Kakaobohnen: sehr gut 18/18

F) sehr gut: vorbildliche Herstellungsweise im Bean-to-Bar Bereich, nachhaltiges Engagement und direkte Zusammenarbeit mit Kakaopartner, seltener Edelkakao aus Venezuela 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

Gesamtpunkte: 91/100

Fazit: Mehr pure Schokolade als hier geht gar nicht mehr - nur die reine Criollo-Kakaobohne aus Guasare in Rohform ist hier drin. Da der Kakao nicht geröstet wurde, entfaltet sich das volle aromatische Potenzial dieser Criollo-Bohne nur mithilfe ihrer natürlichen Beschaffenheit. Sie ist verhältnismäßig mild, denn ihre Bitterkeit hält sich stark in Grenzen. Ihr Aromenprofil ist nussig-malzig mit Akzenten von gesalzenem Brot, Karamell und Zitrusfrüchten. Besonders die salzigen Anklänge kommen am Anfang und im Abgang bemerkenswert deutlich zum Vorschein, was zeitweise den Eindruck hinterlässt, eine nussige Salzbrezel zu verkosten.

Fazit: Die 66-prozentige Dunkelschokolade, die höchstwahrscheinlich aus demselben Bio-Kakao aus der Dominikanischen Republik gemacht wird wie die rohe 80%-Version, aber in gerösteter Form, ist ein Originalrezept aus dem Jahr 1907. Edelmond selbst bezeichnet diese Sorte als seinen Klassiker schlechthin. Vermutlich handelt es sich hier auch um einen Bestseller, was meiner Meinung nach überhaupt nicht verwunderlich wäre. Sie ist zwar relativ süß und sehr mild, aber gleichzeitig erstaunlich aromatisch und geschmacklich hervorragend gelungen. Ihr Aromenprofil erinnert an einen superschokoladigen Brownie mit Nuss- und Karamell-Akzenten, der von süßlich-intensiven Fruchtnoten in Form von roten Früchten (Pflaumen, Kirschen, Trauben) prägnant, aber harmonisch unterstützt wird. Es handelt sich um diese Sorte von Schokolade, von der, wenn man sie noch nicht kennt, aromatisch nicht allzu viel erwartet, um dann im Nachhinein positiv überrascht zu werden. Ein Geheimtipp, der gerade wegen des etwas höheren Süßegrads als Allrounder sowohl für Anfänger als auch für langjährige Kakao-Kenner gleichermaßen geeignet ist. Obendrein ist ihr Preis-Leistungs-Verhältnis bei einem Preis von etwa 4 Euro pro 80-Gramm Tafel kaum zu toppen.

Fazit: Anhand der typisch intensiven Fruchtaromen, die in dieser dunklen Milchschokolade sowohl im Duft als auch im Geschmack zur Geltung kommen, lässt sich erahnen, dass wahrscheinlich auch hier Bio-Kakao aus der Dominikanischen Republik eingesetzt wurde. Für eine Milchschokolade verfügt sie über eine verhältnismäßig prägnante Fruchtigkeit, die in Form einer Mischung aus exotischen Früchten erkennbar wird. Ihr intensiver, aber milder Schokoladen- und Milchkaramell-Charakter wird des Weiteren von nussig-würzigen und malzigen Noten begleitet. Ein gelungenes und interessant schmeckendes Zusammenspiel von Kakao, Milchkaramell und Frucht. 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladenblogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller. 

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann. Das gesamte Schokoladen-Sortiment von Edelmond ist deutschlandweit am einfachsten über den Onlineshop des Unternehmens erhältlich.