Akesson - Beste weiße Schokolade der Welt?

Der Schwede Bertil Akesson ist weltberühmt für seinen aromatisch hochwertigen Edelkakao, den er auf seinen eigenen Plantagen auf Madagaskar mit nachhaltigen Bio-Methoden anbauen lässt. Was Qualitäts-Kakao aus Madagaskar betrifft, so kann man durchaus in Bezug auf die größeren Produktionsmengen die Meinung vertreten, dass Bertil in diesem Nischengebiet eine Monopolstellung einnimmt. Nicht ohne Grund beziehen viele qualitätsbewusste Gourmet-Schokoladenhersteller, besonders die kleineren und mittelständischen Unternehmen aus der ambitionierten Bean-to-Bar-Szene, den Kakao von Bertil Akesson's Plantagen. Ein großer Pluspunkt ist: Der Schwede gewährleistet mit jeder Jahresernte eine vorbildlich stabile Rohstoffqualität.

Akesson ist ebenso Gründungsmitglied der Organisation "Direct Cacao", die den Erhalt qualitativer und seltener Kakaosorten fördert. Bertil stammt von einer schwedischen Diplomatenfamilie. Dessen Vater war in Paris 1945 nach Ende des zweiten Weltkriegs für die schwedische Botschaft tätig, woraufhin er Jahre später nach Kamerun ging und dort ein Handelsunternehmen gründete. Als die Familie Anfang der 70er Jahre nach Madagaskar umsiedelte, wo sie Minenfirmen und Sisal-Agaven-Plantagen kaufte, begann sie sich bereits in dieser Zeit für die Vielfalt der tropischen Pflanzenwelt leidenschaftlich zu interessieren. Aus diesem Grund besitzt die schwedische Familie seit diesem Zeitpunkt auch ein paar Kakaoplantagen (u. a. Madirofolo, Menavava, Bejofo, Ambolikapiky), deren Kakaobohnen mit den für Madagaskar charakteristischen fruchtbetonten Beeren- und Zitrus-Aromen ausgestattet sind. Der Kakaoanbau begann an den von den Akessons erworbenen Landstücken um 1920. 

Bertil engagiert sich seit 2009 auch für den Anbau von Edelkako in der brasilianischen Mata Atlantica (Plantage "Fazenda Sempre Firme, zusammen mit seinem Geschäftspartner Dr. Angelo Calmon de Sa) sowie auf der indonesischen Insel Bali ("Big Tree Farms" - Vereinigung vieler Kleinbauern).

Aus den Kakaobohnen aus Madagaskar, Brasilien und Bali lässt Bertil auch unter seiner eigenen Marke Single-Plantation- und Single-Origin-Schokoladen herstellen. Die Schokoladentafeln werden in Frankreich in der Manufaktur von Francois Pralus produziert.

Die von mir kürzlich getestete weiße Schokolade von Akesson, die mit nicht desodorierter Kakaobutter aus Kakaobohnen von der madagassischen Bejofo-Plantage gemacht wird, zeigt ein erstaunlich fruchtiges Aromenprofil mit fermentierten Kakao-Noten. Auch zutatenmäßig kann das Produkt meiner Meinung nach kaum getoppt werden: ein hoher Anteil von Bio-Kakaobutter (43%) sowie Milchpulver und Rohrzucker aus ökologischem Anbau und sonst nichts. Ist es nun die aromatischste bzw. am schokoladigsten schmeckende weiße Schokolade der Welt? Zurzeit kann es durchaus der Fall sein, solange es in dieser Kategorie noch keine große Konkurrenz gibt. Zu den aromatisch interessantesten weißen Schokolade gehört sie aber auf jeden Fall. Wahrscheinlich ist es immer noch die weltweit einzige weiße Schokolade oder zumindest eine der wenigen, bei der die Kakaobutter aus Kakaobohnen von nur einer einzelnen Plantage gepresst wird. Bis auf wenige Ausnahmen wie z. B. die vergleichsweise gut gelungenen Produkte von "Willie's Cacao" oder "Georgia Ramon" verwendet der Großteil der qualitätsbewussten Schokoladenhersteller nämlich in der Regel desodorierte Kakaobutter für die Produktion von weißer Schokolade.

Die weiße Akesson-Schokolade ist in Deutschland z. B. in folgenden Onlineshops erhältlich: "Xocoatl", "Chocolats-de-Luxe", "Feine Schokolade Dressler", "Solvino".

 

Schokoladentest: Weiße Single-Plantagen-Schokolade von "Akesson"

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

Akesson: Weiße Schokolade 43% - Madagaskar - Bejofo-Plantage

MHD Charge: 31.10.2020

Chargen-Nr.: 190721

Kakaoherkunft: Madagaskar, Sambirano-Tal, Akesson-Plantage "Bejofo"

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten (v. a. Trinitario)

 

A) Duftaromen: intensive Fruchtnoten mit Fermentations-Akzenten (Trauben, Pflaumen, Beeren), dezente Milch- und Karamell-Akzente mit leichter Käse-Note, lakritzige Melassen-Anklänge 15/18

B) Geschmacksaromen: zu Beginn sofort Kakaobohnen-Akzente mit fermentierten Fruchtnoten, Hauptteil milchig-karamellig und geprägt von fruchtigen Kakaobohnen-Charakter mit intensiven Fuchtnoten (Trauben, Pflaumen, Beeren), leichte nussige und melassig-lakritzige Anklänge, leichte alkoholisch-fermentierte Noten, Abgang milchig-karamellig und fruchtig-fermentiert, melassiger Milch-Nachgeschmack 44/48

C) sehr gut 3/3

D) einwandfreie Schmelzeigenschaften 3/3

E) Bio-Kakaobutter, Bio-Milchpulver, Bio-Rohrzucker: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltige, qualitätsbewusste und transparente Schokoladenherstellung, sozial und ökologisch nachhaltig angebauter Edelkakao auf Akesson-Plantage 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 93/100

 

Fazit: Das Besondere an dieser weißen Schokolade ist die Tatsache, dass nicht desodorierte Kakaobutter verwendet wurde. Auf diese Weise bleiben auch im reinen Pflanzenfett die Aromen der Kakaobohnen größtenteils erhalten. Darüber hinaus wurde die Kakaobutter aus madagassischen Kakaobohnen von nur einer einzelnen Plantage herausgepresst. Dass das Produkt in aromatischer Hinsicht eine Besonderheit ist, ist daher keine große Überraschung. Diese Erkenntnis stellt man schon alleine anhand ihres intensiven Dufts von fermentierten Früchten und Melasse fest.

Unter Berücksichtigung der organoleptischen Eigenschaften in ihrer Gesamtheit gehört sie aus meiner Sicht definitiv zu den am fruchtigsten und schokoladigsten schmeckenden weißen Schokoladen, die man auf dem Markt bekommen kann. Sie verfügt über einen prägnant fruchtbetonten Kakaobohnen-Charakter, der zusammen mit fruchtig-traubigen, fermentierten, melassigen und karamellig-milchigen Akzenten ein komplexes Aromenspektrum ergibt. Durch den vergleichsweise hohen Kakaobutter-Anteil von 43 Prozent enthält sie weniger Zucker als gewöhnliche weiße Schokoladen. Dadurch wirkt sie nicht übertrieben süß, sondern punktet vielmehr mit einem gut ausbalancierten Süßegrad, der auf die karamelligen Töne des Milchpulvers harmonisch abgestimmt ist. Während der Verkostung bekommt man wortwörtlich den Eindruck, als ob man mild geröstete Kakaobohnen mit fruchtig-fermentierten und melassigen Noten, die in Milchkaramell getränkt sind, im Gaumen schmeckt. Ein absolutes Must-Try, auch für Liebhaber dunkler Schokoladen!

 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladen-Blogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann.