Aruntam - so lautet die Devise und der Name der italienischen Feinschmecker-Schokoladenmarke von Pia Rivera, die 2017 von der Ecuadorianerin ins Leben gerufen wurde. Vor zwei Jahren begann die Quereinsteigerin minimal verarbeitete Ursprungs-Schokoladen aus Rohkakao herzustellen, die auf Anhieb wegen ihrer geschmacklich gelungenen Aromenkompositionen internationale Auszeichnungen erhalten haben. Mit der von ihr neu eingeführten Schokoladen-Linie "Cultivars" kommt nun auch klassisch gerösteter Edelkakao in ihren Single-Origin-Schokoladen zum Einsatz. Nach der Verkostung von zwei Sorten, "Peru Piura" und "Madagaskar", bin ich der Ansicht, dass die Röstprofile eher moderat sind, zumindest im Vergleich zum Stil der meisten französischen Hersteller, die deutlich kräftiger ihre Kakaobohnen rösten. Mit einer sanfteren Röstung kommen die ortsspezifischen Aromen der verwendeten Kakaosorten in der Regel besser zur Geltung. Voraussetzung sind hierfür natürlich qualitativ hochwertige Kakaobohnen, die während der Ernte und der Nachernte mit den bestmöglichen Methoden behandelt wurden. Im Rahmen des europäischen Wettbewerbs der "International Chocolate Awards 2019" wurden die "Cultivar"-Schokoladen in der Kategorie "Micro-Batch" (d. h. kleine Produktions-Charge) mit Gold- und Silber-Medaillen ausgezeichnet.
"Aruntam" ist auf den Geist des Mutes des indigenen Amazonas-Urvolks der Shuar zurückzuführen. Die Shuar-Indianer gelten nämlich als die Beschützer des Regenwaldes Ecuadors. Da Pia Rivera selbst ecuadorianische Wurzeln hat, soll die in Italien lebende Ecuadorianerin von der Lebensweise dieses indigenen Volkes inspiriert worden sein, welche sie in ihr Bean-to-Bar Konzept miteinfließen ließ.
Hauptberuflich betreibt Pia Rivera in San Giuliano Milanese (in der Nähe von Mailand) seit 2002 das Spezialitätengeschäft "Joyflor", das sich auf Blumen, kulinarische Spezialitäten sowie Gourmetschokoladen aus Ecuador spezialisiert. Die Herstellung der Bean-to-Bar Schokoladen erfolgt in der Produktionsstätte von "Bodrato", einem norditalienischen Chocolatier-Betrieb in Novi Ligure, der moderne Bean-to-Bar Geräte und Maschinen besitzt und diese Pia Rivera zur Realisierung ihrer Herkunfts-Schokoladen zur Verfügung gestellt hat.
Die neuen "Cultivar-Schokoladen" von "Aruntam" sind in Deutschland derzeit in folgenden Schokoladen-Onlineshops erhältlich: "Chocolats-de-Luxe" und "Feine Schokoalade Dressler".
Schokoladentest: Single-Origin-Schokolade von "Aruntam"
(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte
(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte
(C) Optik: 3 / 3 Punkte
(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte
(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte
(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte
(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte
Aruntam - Peru/Piura 72%
MHD: 12/2021
Charge: PI72199
Kakaoherkunft: Peru, Bauern-Kooperative im Piura-Tal
Kakaovarietät: Piura blanco
A) Duftaromen: intensive Fruchtnoten (Zitrusfrüchte, rote Pflaumen, Himbeeren), dezente mild-röstige, nussige und karamellige Akzente, leichte Fruchtfermentations-Anklänge 14/18
B) Geschmacksaromen: zuerst sanfte röstig-nussige und rahmige Akzente, Hauptteil nussig-rahmig mit intensiven Fruchtnoten (rote Pflaumen, Himbeeren, Sauerkirschen), dezente holzige und melassige Akzente, leichte florale Anklänge, begleitende kräuterige Bitternoten, Abgang und Nachgeschmack dezent adstringierend mit etwas zu prägnanten Bittertönen sowie melassig und holzig 44/48
C) sehr gut 3/3
D) einwandfreie Schmelzeigenschaften 3/3
E) Bio-Kakaobohnen, Bio-Rohrzucker, Bio-Kakaobutter, Bio-Sonnenblumenlecithin: sehr gut 18/18
F) sehr gut: nachhaltige und qualitätsbewusste Bean-to-Bar Schokoladenproduktion, Bio-Edelkakao aus nachhaltigem Anbau, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern 4/4
G) Gesamteindruck 6/6
Gesamtpunkte: 92/100
Fazit: Die prägnante Fruchtigkeit, die in der neuen "Cultivars"-Schokolade von "Aruntam" zum Ausdruck kommt, zeigt meines Erachtens sehr gut die charakteristischen Eigenschaften des peruanischen "Piura blanco"-Kakaos aus dem Piura-Tal. Zum Vorschein kommen vor allem rote Früchte in Form von roten Pflaumen und Himbeeren, die anschließend in ausdrucksstarke Sauerkirsch-Noten übergehen. Außerdem verfügt sie über einen interessant herausgearbeiteten nussig-rahmigen Charakter, der von holzigen, melassigen und blumig-kräuterigen Nebennoten begleitet wird. Dass der Kakao nicht zu stark, sondern eher sanft bis moderat geröstet wurde, ist aus meiner Sicht anhand des fruchtig-vegetabil wirkenden Aromenprofils mit den holzigen Bittertönen erkennbar. Alles in allem handelt es sich um eine fruchtbetonte und geschmacklich gut gelungene Piura-Dunkelschokolade, bei der meiner Meinung nach die hier vorkommenden Bitternoten dennoch etwas zu stark geraten sind. Möglicherweise sind diese deutlicheren Bitter-Akzente auf Pia Rivera's schonendere Röstung bzw. andere Verarbeitungsschritte oder auf die aktuelle Jahresernte und deren Fermentationsprozess zurückzuführen.
Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladen-Blogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.
Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann.