"OroVerde" Guatemala - aktiver Regenwaldschutz mit Schokolade von Georgia Ramon

Die von Georg Bernardini und Ramona Gustmann geführte "Bean-to-Bar" Schokoladenmanufaktur "Georgia Ramon" in Bonn engagiert sich neuerdings für ein ökologisch und sozial besonders vorbildliches Kakao-Projekt, bei dem aktiv Regenwald in Guatemala geschützt wird. Dabei handelt es sich um eine Kooperation, die der Bonner Schokoladenhersteller mit der Tropenwaldstiftung "OroVerde" eingegangen ist. Die Organisation "OroVerde" setzt sich seit mittlerweile 30 Jahren für Regenwaldschutz ein, indem viele unterschiedliche Projekte vor Ort initiiert werden, die auf einer engen Zusammenarbeit mit den lokalen Menschen beruhen. Auf diese Weise kann das Ziel, tropische Regenwälder zu bewahren, effektiver und langfristiger erreicht werden. Die dabei angewandte Strategie der "Hilfe zur Selbsthilfe" ermöglicht den indigenen Bewohnern Lateinamerikas eine zunkunftsträchtige und sinnstiftende Lebensperspektive. Im Rahmen dieses Projekts wurden zur Optimierung der Nachernteverfahren, um eine hohe Kakao-Qualität gewährleisten zu können, ebenso Trocknungs- und Fermentationsanlagen finanziert und fertiggebaut. 

Der für diese dunkle Ursprungs-Schokolade verwendete Guatemala-Edelkakao stammt aus "Sierra de las Minas", einem bedeutsamen UNESCO-Biosphärenreservat. Dieses Gebiet gehört nämlich zu den größten Bergnebelwäldern Mittelamerikas. Darüber hinaus ist diese Region eines der letzten Rückzugsgebiete des Quetzals, Guatemalas Nationalvogel, der auch als Göttervogel der Mayas gilt. Somit ist das Statement, dass mit dem Kauf dieser Schokolade Regenwald gerettet wird, in keinster Weise übertrieben. Der Kakao wird im Agroforst-System angebaut, d. h. mitten im Regenwald und so naturnah wie nur möglich, zusammen mit anderen Nutzpflanzen und Bäumen (Frucht- und Schattenbäume). Involviert in dieses Kakao-Projekt ist eine Kooperative von über 400 Kleinbauernfamilien (indigenes Volk der Q'eqchi, Maya-Nachfahren), die ihre Kakaobäume in biodiversen Waldgärten kultivieren.

 

Darüber hinaus stellt "OroVerde" ein digital zukunftsträchtiges und transparentes "Explorer-Geoportal" allen Interessierten öffentlich zur Verfügung. Mithilfe dieses Erkundungs-Tools bekommt jede/r potenzielle Kunde/-in kostenfrei die Möglichkeit, die gesamte Lieferkette in diesem Regenwaldgebiet transparent nachzuvollziehen. Auf diese Weise kann man also äußerst präzise erfahren, woher die Kakaobohnen kommen sowie wo, wie und von wem sie angebaut werden, und wer die Samen vor Ort weiter verarbeitet.

Auch in Bezug auf die dort vorzufindenden Kakao-Varietäten handelt es sich um eine besonders große Vielfalt mit alten und seltenen Sorten. So sind zum Beispiel laut Georg Bernardini die Kakaobohnen überdurchschnittlich klein, was zumindest auf keine professionelle Züchtung schließen lässt, sondern vielmehr auf ortstypischen Kakao, der vermutlich seit langem in dieser Region beheimatet ist. Und wegen der besonders kleinen Bohnengröße ist aus meiner Sicht möglicherweise auch ein gewisser Anteil an Wildkakao enthalten. Es ist nämlich bekannt, dass wilde Kakaosorten, die noch kaum existieren, wie z. B. der Beniano in Bolivien, charakteristisch kleine Kakaobohnen haben.

Ein nicht unbeachtlicher Anteil an Criollo-Varietäten wurde ebenso in den guatemalischen Kakao-Gärten festgestellt. Dazu gehören beispielsweise farblich hellere, sogar weiße, gefurchte und mit Warzen versehene Kakaoschoten, die im Regenwald von "Sierra de las Minas" vorkommen.

Die dort vorherrschende Biodiversität an Kakao sowie anderer Pflanzen beeindruckte Georg Bernardini, der 2018 zusammen mit seiner Partnerin Ramona Gustmann die indigenen Kakaobauern in Guatemala besucht hatte, so sehr, dass er vor Ort viele tolle Fotos machte. Die Bilder, die einen guten Einblick in die hohe Kakao-Vielfalt dieses Gebiets geben, habe ich von ihm zur Verfügung bekommen habe, um sie hier im Blog zu präsentieren:

 

Georg Bernardini und Ramona Gustmann von "Georgia Ramon" zu Besuch beim "OroVerde"-Projekt in "Sierra de las Minas" in Guatemala:

Das OroVerde-Projekt schafft neben dem aktiven Regenwaldschutz natürlich auch eine gleichsam wichtige sozioökonomische Stabilität für die Kleinbauern. Den Familien wird ein sehr guter, existenzsichernder Preis (deutlich höher als Fairtrade-Niveau) für den Kakao gezahlt und logischerweise eine langfristige Zusammenarbeit angestrebt. Zusätzlich unterstützt der Schokoladenhersteller "Georgia Ramon" diese Kampagne, indem 0,50 Euro für jede verkaufte Tafel an das "Comité de Cacao" gespendet werden. Auch das Kölner Schokoladenmuseum spendete vor kurzem einen Betrag von 20.000 Euro für diese Initiative in Guatemala.

Außer Georg Bernardini, der für die Herstellung der Single-Origin-Schokolade in seiner Produktionsstätte in Bonn verantwortlich ist, hat auch Oliver Dilli von der Firma "Dillicious" eine nicht weniger wichtige Rolle in dieser Unternehmung gespielt. Der Kakaoimporteur hat sich um den Transport des Kakaos von Guatemala bis nach Bonn gekümmert.

Erhältlich ist Georgia Ramon's neue Guatemala-Schokolade, die einen Kakaogehalt von 75 Prozent hat, im Schoko-Onlineshop des Unternehmens. Georg Bernardini kreiierte diesen Herbst noch zwei weitere Schokoladen-Neuheiten - eine 70-prozentige Madagaskar-Schokolade mit einem besonders seltenen, wenig verfügbaren Edelkakao (Ottange Farm) sowie eine Bio-zertifizierte 73%-Brasilien-Schokolade. Alle drei Herkunfts-Schokoladen (Guatemala OroVerde, Madagaskar, Brasilien) verfügen über gelungene Aromenprofile und sind daher geschmacklich auf einem hohen Niveau.

 

Schokoladentests: Ursprungs-Schokoladen von "Georgia Ramon"

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 18 / 18 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 48 / 48 Punkte

(C) Optik: 3 / 3 Punkte

(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 18 / 18 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

Georgia Ramon - OroVerde-Projekt - Guatemala 75%

 

MHD Charge: 07.11.2021

Kakaoherkunft: Guatemala, Sierra de las Minas (UNESCO-Biosphärenreservat), indigene Kleinbauernfamilien (Q'eqchi, Maya-Nachfahren)

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten (hoher Criollo-Anteil)

 

A) Duftaromen: liebliche, dominante Röstakzente (geröstete und karamelisierte Walnüsse, Salz-Laugengebäck), dezente Gewürz-Akzente (Paprika, Pfeffer), dezente Zitrusfrucht-Noten 14/18

B) Geschmacksaromen: zuerst röstig-nussige und leicht karamellige Akzente, Hauptteil  röstbetont-nussig mit prägnanten Noten von karamelisierten Walnüssen und gesalzenem Laugengebäck, intensive Fruchtnoten (Zitrusfrüchte, Maracuja) inkl. begleitender Salz-Note, leichte Olivenöl-Anklänge, dezente Gewürz-Noten (Paprika, Pfeffer), Abgang walnussig-malzig mit röstigen, kaffeigen und zitronigen Anklängen, Nachgeschmack nussig-röstig, olivig-würzig und salzig 44/48

C) sehr gut 3/3

D) sehr gute Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18

F) sehr gut: aktiver Regenwaldschutz durch OroVerde-Projekt, nachhaltige und qualitätsbewusste Bean-to-Bar Schokoladenproduktion, hochqualitativer Edelkakao aus nachhaltigem Agroforst-Anbau, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern-Familien 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 92/100

 

Fazit: Die neue dunkle 75-prozentige Guatemala-Schokolade vom OroVerde-Projekt präsentiert meiner Meinung nach eine geschmacklich äußerst spannende Aromenkomposition, die ich in dieser Zusamenstellung und der Art und Weise, wie hier die Aromen ausgedrückt werden, noch nicht allzu oft erfahren habe. Herausgekommen ist nämlich ein interessanter nussig-würziger, fruchtiger, malziger und salziger Charakter, der maßgeblich von gerösteten und karamelisierten Walnüssen und gesalzenem Laugengebäck dominiert wird. Auch entfalten sich bald im Anschluss ausdrucksstarke, säuerliche Fruchtnoten in Form von Zitrusfrüchten und Maracuja, die von ausgewogenen Gewürz-Elementen (Paprika, Pfeffer), einem leichten Hauch von Olivenöl und zum Ende hin von einer immer deutlicher werdenden Salz-Note begleitet werden. Mit dem Kauf dieser Guatemala-Schokolade tut man nicht nur unserer Erde und den Menschen etwas Gutes - man leistet einen aktiven Beitrag zum Regenwaldschutz und zur Förderung der Lebensgrundlage der indigenen Q'eqchi-Kleinbauern. Auch organoleptisch ist sie wirklich etwas Besonderes und sollte von begnadeten Schoko-Kennern unbedingt probiert werden.

 

Georgia Ramon - Ottange Farm - Madagaskar 70%

 

MHD Charge: 05.10.2021

Kakaoherkunft: Madagaskar, Sambirano-Tal, Mava-Plantage (Ottange Farm)

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: Noten gerösteter Nüsse (Pekannüsse), dezente Karamell-Anklänge, dezente Fruchtnoten (Zitrusfrüchte, gelbe Früchte, v. a. Aprikosen) 14/18

B) Geschmacksaromen: zuerst mild-röstbetonte Pekannuss-Akzente mit anfänglichen Melassen- und Karamell-Anklängen, Hauptteil lieblich-nussig und malzig mit prägnanten Noten von gerösteten Pekannüssen, Toffee-Karamell und dezenten Fruchtnoten (marmeladig-lieblich: Zitrusfrüchte, Aprikosen), dezente süßliche Melassen-Akzente, Abgang nussig-karamellig, dezent melassig und leicht pfeffrig-würzig, Nachgeschmack sehr mild-nussig mit kaum Adstringenz 44/48

C) sehr gut 3/3

D) sehr gute Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltige und qualitätsbewusste Bean-to-Bar Schokoladenproduktion, hochqualitativer Edelkakao aus nachhaltigem Agroforst-Anbau, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 92/100

 

Fazit: Auf den ersten Blick mag man glauben, es handle sich hier mal wieder um eine klassische dunkle Madagaskar-Schokolade mit einem hierfür typischen Kakaogehalt von 70 Prozent. Allerdings wurde hier kein x-beliebiger Kakao vom Sambirano-Tal bzw. auch kein Kakao von einer Akesson-Plantage verwendet, sondern ein besonderer Edelkakao von der "Ottange Farm" (kleinster Teilbereich der großen Mava-Plantage, die aus insgesamt 8 Einzelfarmen besteht). Da die "Ottange Farm" relativ klein ist, beträgt die jährliche Kakaoernte nur etwa 6 Tonnen. Aus diesem Grund kann man getrost die Meinung vertreten, sich als Schoko-Hersteller glücklich schätzen zu können, wenn man einen Sack eines solch wenig verfügbaren Edelkakaos ergattert. In aromatischer Hinsicht präsentiert die daraus gemachte Ursprungs-Schokolade einen sehr milden, lieblich-nussigen und malzigen Charakter mit Noten von gerösteten Pekannüssen und Toffee-Karamell, der von feinen marmeladigen Fruchtnoten ( Zitrusfrüchte, Aprikosen) und einem harmonisch eingebetteten Melasse-Ton unterstützt wird. Im Vergleich zu den meisten typisch beerig-zitronigen Madagaskar-Schokoladen, die größtenteils mit Akesson-Kakao hergestellt werden, ist die "Ottange Farm"-Variante mit einem sanfteren, spezifisch nussig-karamelligeren Grundton sowie weniger säurehaltigen Fruchtnoten von gelben Früchten, vor allem in Form von Aprikosen, ausgestattet. Sie ist derart mild konzipiert, dass nicht einmal im Abgang oder im Nachgeschmack nennenswerte adstringierende oder tanninig-bittere Akzente eine gewichtige Rolle spielen. Diese Madagaskar-Interpretation ist gerade deshalb so interessant, weil sie nämlich nicht mit allzu starker Fruchtsäure überladen ist und gleichzeitig einen schwächeren Tannin-Gehalt zu haben scheint.

 

Georgia Ramon - COOPOAM-Kooperative - Brasilien 73%

 

MHD Charge: 08.08.2021

Kakaoherkunft: Brasilien, Bundesstaat "Para", Bauernkooperative "COOPOAM"

Kakaovarietät: ortstypische Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: prägnante liebliche Fruchtnoten (rote Früchte: rote Trauben, rote Pflaumen), nussige und röstbetonte Akzente, leichte Blütenhonig-Note 14/18

B) Geschmacksaromen: zuerst würzige und buttrig-keksige Akzente, Hauptteil intensiv schokoladig mit Brownie- und Toffee-Charakter inkl. dezenter Röstnoten (Pekannüsse, Butterkeks), leichte Gewürz-Anklänge, dezente Fruchtnoten (marmeladig, rote Früchte: Pflaumen, Trauben), leichte holzige und kaffeige Anklänge, Abgang nussig-holzig und dezent röstig inkl. ausgewogener Adstringenz, Nachgeschmack röstig-schokoladig und holzig 42/48

C) sehr gut 3/3

D) sehr gute Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Rohrohrzucker, Kakaobutter: sehr gut 18/18

F) sehr gut: nachhaltige und qualitätsbewusste Bean-to-Bar Schokoladenproduktion, hochqualitativer Edelkakao aus nachhaltigem Bio-Anbau, faire und direkte Partnerschaft mit Kakaobauern 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 90/100

 

Fazit: Geschmacklich zeichnet sich die ökologisch-zertifizierte 73%-Brasilien-Schokolade durch einen prägnant röstig-schokoladigen Brownie- und Toffee-Charakter aus, der von nussigen Röstakzenten, etwas Würze und Holz sowie dezenten marmeladigen Fruchtnoten (Pflaumen, Trauben) begleitet wird. Alles in allem ist es eine solide, kräftig schokoladige, etwas röstigere Dunkelschokolade, die mit feinen, aber nicht zu intensiven Nebennoten ausgestattet ist. Wegen ihrer kakaobetonteren Ausprägung ohne zu starke Aromen-Ausschweifungen könnte ich mir sie sehr gut in der Rolle als Allrounder für Liebhaber dunkler, aber nicht zu fruchtiger Schokoladen vorstellen.

 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladen-Blogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladen-Empfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann