Truly Craft Chocolate - Bean-to-Bar Schokoladen aus München

 "Truly Craft Chocolate" ist ein kleiner deutscher Bean-to-Bar Schokoladenhersteller aus München, der von Davina und Rony Utz gegründet wurde. Transparenz, Nachhaltigkeit und soziale Ökologie sind Werte, die für das Familien-Unternehmen sehr wichtig sind. Die Schoko-Manufaktur befindet sich in Bayerns Hauptstadt an gleicher Stelle, wo das Schweizer Ehepaar bereits im Jahr 2014 ihre nachhaltige Eismanufaktur "True & 12" eröffnet hat, die auch außerhalb Münchens aufgrund der hohen Geschmacksqualität beliebt ist. Denn für alle Eissorten werden keine Pulver-Fertigmischungen oder industrielle Frucht- oder Nusspasten verwendet, sondern alle Rohstoffe von Beginn an selbst verarbeitetet. Abgesehen von den Sorbeteis-Varianten wird für das Milcheis nur mit Frischmilch aus der Münchener Region gearbeitet. Auch Nussmus für alle Nuss-Eissorten wird nach dem "Bean-to-Bar"-Prinzip selbst gemacht, d. h. die verschiedenen Nüsse oder Pistazien werden geröstet und im Melangeur zu Nussmus vermahlen.

Alle zurzeit hergestellten Single-Origin-Schokoladen werden ohne zusätzliche Kakaobutter und ohne Emulgatoren gemacht, bestehen also immer nur aus zwei Zutaten: nachhaltig angebaute Edel-Kakaobohnen und Bio-Rohrzucker.

Auf die Idee, neben qualitativem, handgemachten Eis jetzt auch hochwertige Gourmet-Schokoladen zu produzieren, kam das Schweizer Ehepaar während einer mehrwöchigen Reise in Ecuador. Dort trafen Davina und Roy zufällig auf einen Bio-Kakaobauern in der Provinz Santa Elena, der ihnen seine Kakao-Farm gezeigt hat.

Die Single-Origin-Schokoladen der Münchener Bean-to-Bar Manufaktur kann man über den Onlineshop des Unternehmens kaufen.

 

Schokoladentest: Single-Origin-Schokoladen von "Truly Craft Chocolate"

 

Meine Bewertungskriterien:

(A) Duftaromen: 25 / 25 Punkte

(B) Geschmacksaromen: 50 / 50 Punkte

(C) Optik: 2 / 2 Punkte

(D) Textur: 3 / 3 Punkte

(E) Zutaten: 10 / 10 Punkte

(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte

(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte

 

Truly Craft Chocolate - Finca Chimelb (Guatemala) 70%

 

MHD: 04/2021

Kakaoherkunft: Guatemala, Finca Chimelb (Plantage) in Lanquin (Region "Alta Verapaz")

Kakaovarietät: diverse Trinitario-Kreuzungen

 

A) Duftaromen: prägnante Fruchtnoten von Kirschen und roten Beeren mit malzigen, melassigen und nussigen Akzenten 22/25

B) Geschmacksaromen: zuerst malzig-karamellig und nussig-rahmige Akzente; Hauptteil intensiv fruchtbetont und lieblich-marmeladig mit Kirsch-Beeren-Charakter sowie röstbetonten Nuss-Akzenten, dezente Malz-Noten, leichte Holz-Anklänge, Abgang beerig-kirschig, holzig und dezent röstig, Nachgeschmack relativ mild mit leichter Adstringenz 45/50

C) Optik: sehr gut 2/2

D) Textur: ordentliche, aber etwas langsamere Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Rohrzucker : sehr gut 10/10

F) sehr gut: auf bestmögliche Qualität fokussiertes, sozial-ökologisches Schokoladen-Startup; transparente und qualitative Bean-to-Bar Schokoladenproduktion in München, Verwendung von hochwertigem Edelkakao aus nachhaltigem Agroforst-Anbau, faire und direkte Bezahlung von Kakaobauern 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 92/100

 

Fazit: Alles in allem ist die 70-prozentige  "Finca Chimelb"-Plantagen-Schokolade von der Münchener Bean-to-Bar Schokoladenmanufaktur eine marmeladig fruchtbetonte, malzige und relativ mild ausgebaute Dunkelschokolade mit harmonisch integrierten Röstakzenten von Nüssen und Holz. Ihr Kirsch-Beeren-Charakter kommt zwar ausdrucksstark, aber auf eine gustatorisch gefällige Weise zum Tragen. Ihre Fruchtigkeit zeigt sich somit nicht übertrieben säuerlich, sondern  mild-lieblich. In aromatischer Hinsicht ist sie gut gelungen, weil ihre prägnante Frucht-Komponente mit dem gewählten Röstgrad, der höchstens moderat zu sein scheint, und den karamelligen Malz-Akzenten einen harmonischen Dreiklang bildet. Eine schön gemachte Single-Estate-Schokolade mit Guatemala-Edelkakao aus nachhaltigem Agroforst-Anbau, die ich mit gutem Gewissen Kakao-Feinschmeckern empfehlen kann.

 

Truly Craft Chocolate - Belize (Maya Mountain) 70%

 

MHD: 04/2021

Kakaoherkunft: Belize, Region "Toledo", indigene Kakaobauern-Kooperative ("Uncommon Cacao" - Kooperations-Projekt)

Kakaovarietät: ortstytpische Kakao-Varietäten

 

A) Duftaromen: rote Fruchtnoten (Pflaumen, Trauben) mit vegetabil-holzigen und röstig-nussigen Akzenten 22/25

B) Geschmacksaromen: zuerst sahnig-buttrige und nussige Pekannuss-Akzente; Hauptteil röstig-schokoladig und ausgewogen röstbetont mit nussigen Pekannuss-Noten und marmeladigen Fruchtnoten (Pflaumen, Trauben), dezent holzige und leicht kaffeige Anklänge, Abgang röstig, dezent adstringierend mit holzigen und kaffeebetonten Nachgeschmack 44/50

C) Optik: sehr gut 2/2

D) Textur: ordentliche, aber etwas langsamere Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Rohrzucker : sehr gut 10/10

F) sehr gut: auf bestmögliche Qualität fokussiertes, sozial-ökologisches Schokoladen-Startup; transparente und qualitative Bean-to-Bar Schokoladenproduktion in München, Verwendung von hochwertigem Edelkakao aus nachhaltigem Agroforst-Anbau, faire und direkte Bezahlung von Kakaobauern 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 91/100

 

Fazit: Die 70-prozentige Belize-Schokolade ist zum einen mit einem röstbetonten Schoko-Pekannuss-Charakter ausgestattet, zum anderen bietet sie auch einen pflaumig-traubigen Frucht-Mix, der von leichten holzigen und kaffeeigen Anklängen unterstützt wird. Im Vergleich zur "Finca Chimelb"-Schokolade ist diese Ursprungs-Schokolade kräftiger geröstet sowie generell adstringierender und kaffeebetonter im Abgang. Aromatisch gesehen ist sie zweifellos keine schlechte Schokolade, aber aus meiner Sicht auch nicht die gelungenste "Maya Mountain" Kakao-Interpretation, die mir persönlich bekannt ist. So präsentiert meiner Meinung nach z. B. die Belize-Schokolade von "Dandelion Chocolate" ein vielschichtigeres Aromenspektrum mit den gleichen Kakaobohnen.

 

Truly Craft Chocolate - Chuno Intenso (Nicaragua "Ingemann") 83%

 

MHD: 02/2022

Kakaoherkunft: Nicaragua (Ingemann - Kakao-Projekt mit über 1000 teilnehmenden Kleinbauern)

Kakaovarietät: Chuno "Intenso" (Trinitario-Acriollado Hybrid)

 

A) Duftaromen: intensive Fruchtnoten (Pflaumen, Trauben, Aprikosen) mit keksig-holzigen und dezent würzigen Akzenten, leicht melassig 22/25

B) Geschmacksaromen: zuerst leicht ledrig-rauchige und karamellig-nussige Akzente; Hauptteil intensiv fruchtbetont mit pflaumig-traubigen Charakter, dezente Keks-, Holz- und Gewürz-Akzente, leichte Minz-Anklänge, Abgang pflaumig-säuerlich und holzig-röstig, Nachgeschmack dezent adstringierend mit fruchtig-fermentierten Bittertönen 44/50

C) Optik: sehr gut 2/2

D) Textur: ordentliche, aber etwas langsamere Schmelzeigenschaften 3/3

E) Kakaomasse, Rohrzucker : sehr gut 10/10

F) sehr gut: auf bestmögliche Qualität fokussiertes, sozial-ökologisches Schokoladen-Startup; transparente und qualitative Bean-to-Bar Schokoladenproduktion in München, Verwendung von hochwertigem Edelkakao aus nachhaltigem Agroforst-Anbau, faire und direkte Bezahlung von Kakaobauern 4/4

G) Gesamteindruck 6/6

 

Gesamtpunkte: 91/100

 

Fazit: Die 83-prozentige Nicaragua-Schokolade, die mit Chuno-Kakao von "Ingemann" gemacht wurde, ist trotz des hohen Kakaogehalts mit einem verhältnismäßig wenig bitteren, schwerpunktmäßig fruchtig-würzigen und keksbetonten Aromenprofil ausgestattet. Neben ihrem prägnanten Trauben-Charakter zeigen sich Noten von Keks, Holz und Gewürzen, die zum Ende hin von leichten Minz-Anklängen unterstrichen werden. Interessanterweise schmeckt man am Anfang, noch bevor ihre Fruchtigkeit im Hauptteil zum Vorschein kommt, leichte ledrige und nussig-karamellige Akzente. Eine spannende Kakao-Studie, die man gerade wegen der Kombination aus Nicaragua-Chuno und dem hohen Kakaoanteil probiert haben sollte. Denn Chuno-Schokoladen mit über 80% Kakao gibt es von anderen Schoko-Produzenten grundsätzlich eher selten.

 

Bemerkung: Als unparteiischer Schokoladen-Blogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.

Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladen-Empfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man derartige Schokoladen kaufen kann.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Davina Utz (Sonntag, 14 Juni 2020 19:10)

    Danke für den netten Beitrag! wir haben uns sehr gefreut. Wir sind allerdings sehr International und keine Schweizer :) :) nur so als side note... wir haben auch eine 4. Tafel aus Madagaskar und eine 5. kommt im Winter! herzlichen Dank für die Unterstützung

  • #2

    Sebastian Kobylak (Sonntag, 14 Juni 2020 19:30)

    Hallo Davina,

    vielen lieben Dank für dein nettes Feedback. Dass ihr auch eine dunkle Madagaskar-Schokolade habt, ist mir natürlich bekannt. Ich habe sie nur nicht getestet und deshalb nicht erwähnt, weil ich diese Sorte bei mir gerade nicht hatte.