Kakao – vom Getränk zur Tafel (hier: Link zu Trinkschokoladen-Rezept)
Schokolade als Tafel gibt es seit weniger als 200 Jahren
Wusstest du, dass es Schokolade als Tafel erst seit 174 Jahren gibt und Kakao vorher lange Zeit nur als bitteres Getränk ohne Zucker genossen oder zelebriert wurde?
Seit über 5000 Jahren gilt Kakao als Nahrungsmittel – Anfänge in Ecuador/Peru
Schon seit mindestens 5300 Jahren wird Kakao als Lebensmittel genutzt. Die ersten Menschen, die Kakaobäume kultiviert haben und Kakaobohnen als Nahrungsmittel für Getränke oder Medizin verwendet haben, waren Indianer der Mayo-Chinchipe-Kultur im Süden Ecuadors. Das ist natürlich kein Zufall. Denn im oberen Teil des Amazonasbeckens, genauer gesagt in Peru in der Region Cusco, befindet sich vermutlich der Geburtsort der Kakaopflanze. Genau aus diesem Grund gibt es in Peru und Ecuador die größte Kakao-Vielfalt und die ältesten Kakaosorten.
1500 Jahre später – Kakaogetränk bei den Olmeken und Mayas
Erst rund 1500 Jahre später wurde Kakao über Handelswege nach Zentralamerika (Mexiko, Guatemala, Belize) gebracht und zuerst in Mexiko vom Volk der Olmeken und später von den Mayas als bitteres Getränk (mit Wasser schaumig geschlagen) mit verschiedenen Gewürzen (Pfeffer, Chili, Zimt, Vanille) konsumiert. Kakao war sehr wertvoll und hatte für die Menschen eine besondere Bedeutung. Deshalb wurden die Bohnen als Zahlungsmittel verwendet. Auch religiöse Rituale spielten eine wichtige Rolle. Vor allem Könige, Priester und Krieger haben Kakao als Stärkungsmittel getrunken.
Nach der Entdeckung Amerikas – Kakao kommt nach Europa, zuerst lange Zeit nur Genussmittel und Medizin für Reiche und Adlige
Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus erreichte Kakao schließlich im 16. Jahrhundert Europa. Die ersten Europäer, die Kakao als Medizin und später Getränk (17. Jahrhundert) verwendet haben, waren die Spanier. Später kam Portugal, Frankreich, Italien und England hinzu. Lange Zeit war Kakao nur den Adligen vorbehalten, weil Kakao als sehr kostbar galt.
Erstes schokoladenähnliches Produkt im 17. Jh. – Jasminschokolade in Toskana
Eine italienische Erfindung des 17. Jahrhunderts in Toskana war die sogenannte Jasminschokolade. Dabei wurden Kakaobohnen geröstet, mit Stein zerkleinert und mit Jasminblüten, Zimt, Vanille und viel Zucker zu einer grobkörnigen Mixtur vermischt.
Im 17. Jahrhundert wurde in Frankreich auch das erste Konfekt erfunden.
Erste Trinkschokolade mit Milch im 18. Jh.
Die erste Trinkschokolade mit Milch gab es Anfang des 18. Jahrhunderts in England.
Die weltweit bedeutendsten Schoko-Revolutionen fanden im 19. Jahrhundert statt
Der Niederländer van Houten hat Kakaopulver erfunden.
Der englische Schokoladenhersteller Fry & Sons produzierte die erste essbare Schokoladentafel (ohne Milch) im Jahr 1847.
Die erste Milchschokolade als echte Tafel zum Naschen wurde 1875 in der Schweiz von Daniel Peter und Henri Nestlé erfunden. Es gibt aber Vermutungen, dass es die erste Milchschokolade (mit Eselsmilch) möglicherweise bereits 30 Jahre früher (1839) gab. Die deutsche Schokoladenfirma Jordan und Timaeus aus Dresden wäre somit der wirkliche Erfinder von Milchschokolade.
Nachdem Lindt 1879 die Conche erfunden hatte, bekam Schokolade ihren feinen Schmelz, den wir heutzutage so schätzen, wenn sie im Gaumen federleicht zerfließt.
Weiße Schokolade (ohne Kakaomasse, nur mit Kakaobutter, Vollmilchpulver und Zucker) gibt es erst seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Erfunden hat sie die Schweizer Firma Nestlé.
Bitterschokolade bzw. Schokolade mit einem höheren Kakaoanteil wurde erst viele Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg beliebter.
Guanaja von Valrhona – die erste qualitative Gourmet-Edelschokolade der Welt
„Guanaja“ ist die erste hochwertige Gourmet-Dunkelschokolade der Welt. Das Produkt wurde 1986 vom französischen Schokoladenunternehmen Valrhona auf den Markt gebracht und gilt bis heute unter Schoko-Gourmets als Klassiker schlechthin.
Früheste Single-Origin-Schokoladen mit reinem Edelkakao seit 80er Jahren
Die frühesten Feinschmecker-Schokoladen, mit qualitativem Edelkakao als reine Single-Origin-Schokoladen, gibt es seit den späten 80er und frühen 90er Jahren. Frankreich und Italien gelten als weltweite Pioniere in diesem Bereich. Davor war Schokolade vor allem nur Massenware.
Große Geschmacksvielfalt des Kakaos rückt in den Vordergrund – Prinzip ähnlich wie beim Wein
Traditionsfirmen wie Bonnat, Valrhona und Michel Cluizel aus Frankreich sowie Domori und Amedei aus Italien gehören zu den Vorreitern, was hochwertige Ursprungsschokoladen mit besonderem Edelkakao anbelangt. Die große Geschmacksvielfalt von Kakao mit seinen besonderen Aromen beginnt nach dem Vorbild von Weinbau und dem Terroir-Gedanken immer mehr in den Vordergrund zu rücken.
Seit der Jahrtausendwende – „Bean-to-Bar“ als moderner Qualitätsbegriff in der Schokoladenproduktion
Seit der Jahrtausendwende nehmen die Faktoren Qualität, Transparenz, Ehrlichkeit und Menschlichkeit eine immer wichtigere Rolle in der Schokoladenherstellung ein. Begriffe wie „Bean-to-Bar“ (von der Kakaobohne bis zur Schokoladentafel) sind mittlerweile in aller Munde.
Heutzutage gibt es auf der ganzen Welt, vor allem in Nordamerika (USA), Tausende von kleinen Schokoladenmanufakturen, die im Gegensatz zu den Großkonzernen (z. B. Barry Callebaut, Nestle, Milka, Lindt, Hershey) von Anfang bis Ende keine Qualitätskompromisse eingehen und alle Produktionsschritte selbst in die Hand nehmen.
Das Produktionsprinzip und die Philosophie, die dahintersteckt, ähnelt dem der modernen Kaffeeröstereien. Europa, vor allem Deutschland, steckt im qualitativen Bean-to-Bar Segment noch in den Kinderschuhen. Aber es entstehen immer mehr solche Schokoladenfirmen. Als europäische Hochburgen gelten vor allem England, Italien und Frankreich.