Die niederländische Bean-to-Bar Schokoladenmanufaktur "Heinde & Verre" aus Rotterdam hat soeben eine neue Schokoladen-Kreation entwickelt und auf den Markt gebracht.
Dabei handelt es sich um eine klassische Dunkelschokolade mit 71 Prozent Kakaoanteil.
Das Besondere an dem Produkt ist der darin enthaltene Kakao: eine neu entwickelte Kakaosorte von der international bekannten "Hacienda Victoria"-Plantage in Ecuador.
"La Perla" ist der Name der neuen Kakao-Varietät, die eine Kreuzung aus Criollo und typisch ecuadorianischem Arriba sein soll.
Absicht bei der Entwicklung der neuartigen Kakaosorte war die Verschmelzung von delikaten, milden und dezent fruchtigen Eigenschaften von authentischem Criollo mit kräftigeren, vegetabil-blumigen und herb-grasigen Nuancen, die man oft von Nacional-artigen Kakaos in Ecuador kennt.
Übrigens: Heinde & Verre ist höchstwahrscheinlich die weltweit allererste Schokoladenmanufaktur, die aus der neuen Perla-Kakaosorte eine Schokolade hergestellt hat.
Wie in meinem Fall das Geschmacks- und Qualitätsurteil ausfällt, findet ihr im weiter unten folgenden Schokoladen-Test.
Weitere Schokoladen-Tests von Heinde & Verre Schokoladen findet ihr hier.
Wer als Kunde an der neuen Ecuador-Schokolade von Heinde & Verre interessiert ist, zu kaufen gibt es das Produkt aktuell in folgenden Schokoladen-Onlineshops: "Winterfeldt Schokoladen" und "Chocoladeverkopers".
Tipp: Hier gibt es ein lesenswertes Interview mit den Gründern von Heinde & Verre (im Schoko-Magazin "Theobroma Cacao").
Schokoladentests: "Pearl of Ecuador 71%" von "Heinde & Verre"
(A) Duftaromen: 25 / 25 Punkte
(B) Geschmacksaromen: 50 / 50 Punkte
(C) Optik: 2 / 2 Punkte
(D) Schmelz: 3 / 3 Punkte
(E) Zutaten: 10 / 10 Punkte
(F) Nachhaltigkeitseinschätzung: 4 / 4 Punkte
(G) Gesamteindruck: 6 / 6 Punkte
Heinde & Verre - Pearl of Ecuador - Hacienda Victoria 71%
MHD Charge: 25.09.2023; 2. Charge
Kakaoherkunft: Ecuador; Region "Guayas", Plantage "Hacienda Victoria"
Kakaovarietät: "La Perla" - Criollo-Arriba-Kreuzung
A) Duftaromen: prägnant grasig-vegetabil und blumig mit dezenten beerigen Fruchtakzenten (v. a. rote Johannisbeeren, Preiselbeeren), sanfte Röstakzente mit leichten nussigen und karamelligen Anklängen 22/25
B) Geschmacksaromen: zuerst grasig-blumige, karamellig-kondensmilchartige Akzente mit leichtem Honig-Touch; Hauptteil mild röst- und malzbetonter Nuss-Nougat-Laugenbrezel-Charakter mit milden Karamell-Noten und im Finale mit dezenten beerigen Anklängen (Johannisbeeren, Preiselbeeren); Abgang vegetabil-grasig, mild-röstig, leicht mohnig-nussig mit rassigen Beeren-Anklängen; Bitterkeit und Adstringenz nicht super mild, aber insgesamt ausgewogen-moderat 46/50
C) Optik: sehr gut 3/3
D) Textur: sehr gute Schmelzeigenschaften 3/3
E) Zutaten: Kakaomasse, Zucker, Kakaobutter: sehr gut 10/10
F) sehr gut: nachhaltige und qualitätsbewusste Bean-to-Bar Schokoladenproduktion durch Heinde&Verre, Verwendung von hochqualitativem und seltenem Kakao (Hinweis: Anbauweise auf Hacienda Victoria ist allerdings nicht ökologisch und erfolgt in Monokulturen - Schokoladenprodukt bleibt aber unter Berücksichtigung aller anderen, sozialen und ökonomischen Aspekte insgesamt ethisch vertretbar); faire und direkte Partnerschaft 3/4
G) Gesamteindruck 6/6
Gesamtpunkte: 92/100
Fazit: In Bezug auf geschmacklicher Aromen-Qualität sowie -Komplexität ist die neue "Pearl of Ecuador" - Single-Plantagen-Schokolade zweifellos eine insgesamt gelungene, organoleptisch interessante, harmonisch stimmige und größtenteils aromatisch vielschichtige Edelkakao-Delikatesse. Allerdings sehe ich noch Luft nach oben, da ich den Anschein habe, dass das Qualitätspotenzial der besonderen Kakaobohnen nicht vollständig ausgenutzt wurde, d. h. nicht alle Aromen ausreichend ausdrucksstark herausgearbeitet sind und sie eventuell etwas milder hätte ausfallen können. Dennoch kann ich trotz der kleinen Mängel objektiv gesehen feststellen, dass die neue Ecuador-Schokolade wegen ihres geschmacklich spannenden und vielschichtigen Geschmacksprofils auf einem relativ hohen Qualitätsniveau anzusiedeln ist - daher auf jeden Fall probierenswert.
Zur Geltung kommen geschmacklich anfangs eher vegetabile Noten in Form von Gräsern und Blumen in Verbindung mit leichten Akzenten von Karamell und Honig, wohingegen zum Hauptteil hin schwerpunktmäßig ein von sanften Röstakzenten getragener Nuss-Nougat-Laugenbrezel-Charakter zum Vorschein kommt, welcher von dezenten Karamell-Tönen und einer leicht salzigen Würze begleitet wird sowie mit einem eher moderat ausgeprägten fruchtigen Johannisbeeren-Preiselbeeren-Finale endet.
Im Nachgeschmack wirkt sie wiederum vor allem vegetabil-grasig, leicht mohnig, gleichzeitig ebenso geprägt von leichten Beeren-Anklängen, die auf eine eher rassige Art akzentuiert werden. Bitterkeit und Adstringenz sind zwar nicht extrem mild, - insbesondere im Vergleich zur Weltklasse gelungenen "The last Renteng Java 71%", der meiner Ansicht nach bis dato aromatisch beeindruckendsten und mildesten Heinde & Verre Schokoladensorte - aber dennoch zweifellos nicht zu stark ausgeprägt, sondern ausgewogen und moderat.
Was den Röstgrad betrifft, so scheint dieser bei der Ecuador-Perla-Schokolade meiner geschmacklichen Einschätzung nach auf jeden Fall nicht zu stark zu sein, aber auch nicht besonders soft und leicht - am ehesten wohl medium geröstet, jedoch mit einer leichten, aber eindeutigen Tendenz in Richtung Sanftheit und Lieblichkeit. Denn die darin vorkommenden Röstakzente sind nicht dominant, sondern vielmehr delikat und harmonisch in das Aromenspektrum eingebettet.
Ewald Rietberg von Heinde & Verre zufolge handelt es sich bei der von mir getesteten Schokolade-Charge um den zweiten, mengenmäßig größeren Kakao-Batch, welcher vom Aromenprofil anscheinend etwas kräftiger, dunkelkaramelliger und fruchtiger ausgefallen ist. Der 1. Batch, der vor allem wegen einer geringen Tafelanzahl schnell ausverkauft war, soll ein delikateres, milderes und etwas blumigeres Geschmacksprofil gehabt haben.
Vermutlich wird Heinde & Verre im Herbst vom aromatisch milderen Perla-Batch eine größere Menge noch einmal zur Verfügung gestellt bekommen. Wenn es der Fall sein wird, wird es von mir hierzu ebenfalls ein organoleptisch-sensorisches Feedback geben. Ich bin gespannt, wie groß tatsächlich die Unterschiede zwischen den beiden Kakao-Batches aus der Hacienda Victoria sein werden. In diesem Zusammenhang wäre es außerdem interessant in Erfahrung zu bringen, aus welchen Gründen geschmackliche Aromen-Unterschiede zwischen den zwei Perla-Batches zustande gekommen sind? Möglicherweise handelt es sich um zwei unterschiedliche Erntejahrgänge oder die Qualitätsunterschiede sind eventuell durch voneinander abweichende Nachernteprozesse (Fermentation, Trocknung) entstanden.
Hinweis: Als unparteiischer Schokoladen-Blogger vertrete ich keine einzelnen Hersteller oder Vertriebe und richte mich nur nach gutem Geschmack und den Werten der Schokoladenhersteller.
Wenn ich Interesse mit meinen Schokoladenempfehlungen geweckt habe, so möchte ich lediglich als Hilfestellung aufzeigen, wo und wie man in jeder Hinsicht qualitative und nachhaltige Schokoladen kaufen kann.
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